"Es gibt drei Dinge im Leben, die wir nie verlieren sollten - den Respekt, die Hoffnung und die Ehrlichkeit! "
In diesem Jahr wird am Malchower Stadthafen wahrscheinlich keine bunte Fahne wehen!
Ausgerechnet am Veto der sich sonst so liberal gebenden FDP scheiterte in der letzten Stadtvertretersitzung unser Antrag, jährlich im Sommer die Regenbogenfahne für nur 5 Wochen am Stadthafen zu hissen.
Aufgrund des überwiegend positiven Feedbacks vieler Malchower und sehr vieler Gäste, wollten wir erreichen, dass das Hissen der Regenbogenfahne keine einmalige Sache bleibt, sondern sich jährlich am letzten Juniwochenende wiederholt. Im letzten Jahr wurde diese das erste Mal in der Geschichte Malchow´s gehisst.
Das Hissen der Regenbogenfahne, als Zeichen für Toleranz, Gleichberechtigung und Vielfalt von Lebensweisen ist in vielen Städten weltweit bereits seit Jahren eine schöne Tradition. Mit dem Aufziehen der Fahne an unserem Stadthafen, und nicht etwa an einem öffentlichen Gebäude, wie in vielen Städten üblich, wollten wir vor allem den etwas konservativeren Stadtvertretern ihre Zustimmung erleichtern. Doch diese waren gar nicht das Problem. Nein, der sogenannte liberale Stadtvertreter, der im letzten Jahr sogar dem Aufziehen der Regenbogenflagge beiwohnte, hatte ein Problem mit dieser Fahne. Denn, so seine Begründung, der 6-farbige Regenbogen steht nicht nur für Toleranz, Gleichberechtigung und Akzeptanz, sondern auch für schwulen sowie lesbischen Stolz. Und so eine Fahne wolle er nicht. Aus diesem Grund initiierte der FDP-Abgeordnete eine Abstimmung mit einem Änderungsantrag, in dem es darum ging, eine andere Fahne, nämlich die Bandsera della Pace, seit 1961 das Symbol der italienischen Friedensbewegung, zu hissen. Diese Fahne sieht so ähnlich aus wie die Regenbogenfahne und hat 7 Farben in umgekehrter Reihenfolge. Er verkaufte diese Fahne als die „richtige“ Regenbogenfahne. Eine knappe Mehrheit der Stadtvertretung, welche sich mit diesem Thema nicht so gut auskannte, verstand diesen Antrag wohl als Kompromiss und stimmte dem zu. Aber eine völlig andere Fahne zu hissen, als die von uns benannte, ist genau so wenig ein Kompromiss, als wenn man (nur mal so als Beispiel) anstelle eines Motorrad´s ein Fahrrad angeboten bekommen würde, weil es auch 2 Räder hat. Aus diesem Grund konnte unsere Fraktion ihren Antrag nur, enttäuscht von soviel Feindseligkeit und Homophobie seitens des FDP-Stadtvertreters, zurückziehen. Den Vorwurf des FDP-Abgeordneten, dies aus persönlichen Befindlichkeiten zu tun, weisen wir entschieden zurück. Es hat nichts mit persönlichen Befindlichkeiten zu tun, wenn man gezwungen werden soll, einen Antrag aufrechtzuerhalten, der durch das Austauschen der Fahne nicht mehr unser Ansinnen verfolgt und der Bedeutung des Hissens der Regenbogenfahne nicht mehr entspricht.
An dieser Stelle möchte ich noch ein paar Fakten in den Raum stellen:
- Umfragen belegen, dass es vor allem bei jungen Menschen eine ganz zentrale Frage ist, wie Gerechtigkeit in dieser Gesellschaft gelebt wird. Sie wollen keine Diskriminierung! Sie möchten Respekt für alle Lebensweisen und auch, dass Politik diesen Respekt bekundet. Dass sich ausgerechnet ein FDP-Abgeordneter offen dagegen ausspricht, ist beschämend und macht uns sprachlos.
- Da es sich bei dem Standort um unseren Stadthafen und nicht um ein sogenanntes „öffentliches“ Gebäude handelt, ist die Flaggenverordnung des Landes hier nicht anwendbar.
- Die Standortdiskussion hatten wir bereits im Jahr 2014 und 2015. Der Ausschuss für Stadtentwicklung hat hier seine beratende Funktion ausgeübt und es wurde demokratische entschieden, dass unser Stadthafen der geeignete Ort für das Hissen von symbolischen Fahnen ist.
- Unser Antrag hatte keinerlei finanzielle Auswirkung auf die Stadtkasse!
- Sollte man nicht darüber nachdenken, welchen Vorteil und welchen großen Nutzen es für unsere Stadt hat und mit sich bringt?
- die Bedeutung des Hissen der Fahne geht weit über die Bedeutung der Fahne selbst hinaus
- die Regenbogenfahne hat weltweit einen starken symbolischen Charakter
- sie fördert durchaus Tourismus
- was signalisieren wir unseren Gästen und auch unseren Einwohnern?
- welche Außenwirkung hat das Hissen und Hängen der Regenbogenfahne? (Röbel, Waren hissen keine Regenbogenfahne - was durchaus ein positives Alleinstellungsmerkmal für Malchow wäre)
u.v.m.
Zu guter Letzt möchte ich auf die völlig unsinnige Farbendiskussion, hervorgerufen durch unseren ach so liberalen FDP-Stadtvertreter, eingehen. Der geschichtliche Werdegang in Kurzform ist auf dem Beschlussantrag, welchen ich ebenfalls veröffentliche, und auch auf Wikipedia zu finden. Aus der Geschichte der Regenbogenfahne entwickelte sich z.B. die Bandsera della Pace (7 Farben), welche seit 1961 das Symbol der italienischen Friedensbewegung ist, und auch im Jahr 1978 die Regenbogenfahne, um die es in unserem Antrag ging. Ursprünglich sah der Entwurf 8 Farben vor. Aus diversen Gründen wurden es dann aber 6 Farben, welche im Antrag beschrieben sind. Die Rottöne sind oben und die Blautöne unten. Der Entwurf stammt vom Künstler Gilbert Baker. Es gibt für das Hissen der 6-farbigen Regenbogenfahne im Internet so viele Foto-Beispiele. Man muss nur bei www.google.de eingeben „Regenbogenfahne weltweit hissen“ und dann auf Bilder gehen. Viel Spaß dabei.
Nochmals:
Eine tolerante und weltoffene Gesellschaft entsteht nicht per Gesetz. Sie entsteht durch das Miteinander von Menschen, sie entsteht durch das Miteinander von uns allen hier in Malchow. Es ist eine Frage der Haltung einer Gesellschaft, die zu einem Klima der Offenheit führen muss.
Bei der Suche nach dem geeigneten Spruch für diesen Blog sind uns noch weitere aufgefallen:
„Respekt ist keine Privileg, sondern die einfachste Form mit Menschen umzugehen!“
„Respekt ist eine wichtige Eigenschaft aber leider ein Fremdwort für Viele!“
„Keiner sucht sich Herkunft, Hautfarbe oder seine sexuelle Orientierung aus. Aber jeder kann wählen, ob er ein Arschloch ist oder nicht!“
Sonnige Grüße
Euer Mirko
www.Mirko-Henschler.de
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